Donnerstagmorgen, vorletzter Urlaubstag. Nach der frühen Abreise der bayerischen Radsportler ist nur noch für sechs Gäste eingedeckt. Zum dampfenden Kaffee, neben den die Herrin des Hauses schon ungefragt die getoasteten Weißmehlscheiben stellt, lese ich mich ein wenig in die (Kultur-) Geschichte von Valldemossa ein, das jährlich Ziel von einer halben Million Besucher und damit das meistbesuchte Städtchen Spaniens ist. Die (echten) Könige von Mallorca ließen im 14. Jahrhundert in ihrem Lieblingsjagdrevier des (ehemals maurisch geprägten) Wali-Musa-Tals eine Jagdresidenz errichten, die nach dem Übergang Mallorcas an das Haus Aragón 1349 an den Kartäuserorden übergeben wurde, dessen Mönche 1835 im Zuge der Säkularisation vertrieben wurden. Das leerstehende Kloster wurde 1842 versteigert und teilweise als Sommerfrische zur Vermietung hergerichtet. 6)

 

Berühmtheit, insbesondere in der Literaturgeschichte („Ein Winter auf Mallorca“), erlangte dieses ehemalige Kloster durch einen ungewöhnlichen, in dieser Zeit als unerhört geltenden gemeinsamen Winteraufenthalt des polnisch-französischen Komponisten Frédéric Chopin und der in hohem Maße emanzipierten französischen Schriftstellerin George Sand. 1838/39 verbrachten die beiden zutiefst katholisch erzogenen und (nicht miteinander) verheirateten Schöngeister zwei gemeinsame Wintermonate auf der Flucht vor familiärer Enge und gesellschaftlichen Erwartungshaltungen in einem zudem strenggläubigen Umfeld, das sie weder sprachlich noch moralisch nachvollziehen konnte, gar akzeptieren wollte. Bei anhaltender Kälte und Dauerregen stürzte sich Chopin, bereits schwer tuberkuloseerkrankt, zur Ablenkung in die schöpferische Arbeit, aus der u.a. das „Regentropfen-Präludium“ hervorging.7) George Sand, die bereits vollkommen ungeniert Hosen trug, in der Öffentlichkeit rauchte und bereits zuvor zahlreiche außereheliche Beziehungen zu Männern unterhielt, verschrieb sich der Erziehung und Unterrichtung der Kinder und schrieb an ihrem Roman „Spiridion“ sowie dem bereits erwähnten Mallorca-Tagebuch, welches nach der Übersetzung ins Spanische im übrigen auf allergrößtes Missfallen in der lokalen Bevölkerung stieß – Madame Sand nahm eben zu keiner Zeit irgendein Blatt vor den Mund...

 

Seitdem der Mensch auf Erden ist, waren ein paar wenige seiner Art – übrigens unabhängig von jeglichem soziokulturellem Hintergrund – der jeweiligen Zeit stets ein uneinholbar großes Stück weit voraus. Ich habe derartige, im positiven Sinne „anarchische“ Pioniere, die auch in der Gegenwart durchaus präsent sind, immer unglaublich stark bewundert und mich immer gefragt, ob solch ein Bewusstseinstand mit einer für den Einzelnen mit Sicherheit unerträglichen Ungleichzeitigkeit und dem damit recht häufig verbundenen dauerhaften Unverständnis im näheren wie weiteren Umfeld nicht zwangsläufig in Sprach-Losigkeit, Frust, Unzufriedenheit und chronischer Einsamkeit mündet...

 

Ganz und gar nicht einsam scheint man zumindest auf Palmas Hauptstraßen zu sein, die heute irgendwie schwer zu ertragen sind: der Weihnachtsschmuck muss nun unbedingt befestigt und dafür mindestens zwei Fahrstreifen je Richtung blockiert werden... Zum Glück ist die Ausfallstraße in Richtung Norden schon weit genug entfernt vom shoppingträchtigen Zentrum! Auf etwa halbem Wege zum Autobahnring erblicke ich linker Hand eine lange Menschenschlange, die sich aus einer Nebenstraße heraus über die Hauptverkehrsstraße in die nächste Nebenstraße hineinwindet. Was ist denn da los? Gibt’s da etwas umsonst?

Ich wende am nächsten Kreisverkehr und folge dieser Warteschlange, die an einer „oficina de empleo“ endet, dem Arbeitsamt. Eine Aufreihung von hoffenden Menschen mit einer Minimalperspektive auf eine zumindest temporäre, bestenfalls halbwegs auskömmliche Existenzsicherung, bestimmt 250 bis 300 Meter lang, darunter viele junge Leute. Unmittelbar drängen sich Bilder aus zeitgeschichtlichen Werken und Sendungen ins Gedächtnis, die u.a. das Elend der einfachen Leute in Deutschland und den USA beschreiben und begreifbar machen sollen, damals in der Weltwirtschaftskrise der frühen dreißiger Jahre...

 

Fassungslosigkeit macht sich breit, obwohl das – gemessen am Schicksal der Aberzehntausenden allein auf dieser Insel – noch ein relativ leicht zu überwindender Zustand sein dürfte. Die neuesten Sparmaßnahmen der Regierung Rajoy im Hinterkopf abgespeichert drängt sich weiterhin die Frage auf, womit bitteschön diese ganzen Menschen maximal in Halbjahresfrist ein minimales Auskommen gewährleisten wollen, insbesondere dann, wenn noch andere in ihrer Familie auf Versorgung und Betreuung angewiesen sein sollten – und noch dazu bei diesen Preisen...!! Scham, Schauder und Grusel mit Blick auf das, was diesem Land – analog zu den bereits zu „besichtigenden“ unerträglichen Zuständen in Griechenland – in absehbarer Zukunft bevorstehen könnte, sickern ins Bewusstsein... Spanien zählte im November 2012 über 4,9 Mio. offiziell registrierter Arbeitslose, bei rd. 45 Mio. Einwohnern (Quote: 26,2 %) – das ist nicht allzu weit entfernt von den Verhältnissen in Deutschland Ende 1930: rd. 5 Mio. Arbeitslose bei einer Gesamtbevölkerung von rd. 63 Millionen....8) - und die verbliebenen sozialen Sicherungssysteme sind in Südeuropa ziemlich weitmaschig...

Die Balearen liegen übrigens nun wieder – nach Ende der Tourismussaison – in dieser Hinsicht über dem bereits unerträglich hohen Landesdurchschnitt und allein die beiden noch relativ wirtschaftsstarken Regionen Katalonien und das Baskenland liegen leicht darunter.

 

Eines dürfte mit Blick auf diese bereits sehr realen Verhältnisse unmittelbar auf der Hand liegen: Südeuropa, allen voran Griechenland, Spanien und Portugal, steuert in recht absehbarer Zeit auf eine gesamtgesellschaftliche Katastrophe zu, die unter Einbeziehung einer nicht zu verachtenden „emotionalen Komponente“ sehr schnell in soziale Unruhen münden kann, die vermutlich nur noch sehr schwer zu steuern sein werden...!

 

Ich bin aufgewühlt, derart aufgewühlt, dass ich sogar vergesse, wenigstens ein dokumentarisches Foto zu machen, was mich im nach hinein ziemlich ärgert. Aber wahrscheinlich hätte ich ohnehin einen Hubschrauber gebraucht, um diese  Malaise in einem aussagekräftigen Bild annähernd vollständig zu erfassen...

Da ich allerdings in keinerlei Hinsicht über die Privilegien eines Ben Bernanke verfüge, seien diese bildlichen Eindrücke ersatzweise per halbwegs aktueller Informationen aus dem Netz dokumentiert:

 

http://gentedigital.es/comunidad/vi-gente/files/2012/01/paro.jpg

 

http://www.periodistadigital.com/renovacionbalear/mallorca/2012/10/02/-ya-hay-en-la-cola-del-paro-77-677-personas-mas-en-baleares.shtml

 

http://www.mallorcadiario.com/noticias/vuelve-a-bajar-el-paro-en-agosto-106505.html

 

Das gleiche bei privaten Arbeitsvermittlern in bewegten Bildern: in Getafe südlich von Madrid bewarben sich 15.000 Arbeitslose um gerade einmal 150 Jobs...

 

http://www.youtube.com/watch?v=_gYkDmVtaj0

 

Arbeitslosigkeit, Austerität, Armut – ein höchst zweifelhaftes „Triple-A“, das die immer wieder gleich verlaufenden multiplen Abwärtsspiralen kennzeichnet und ganze Gesellschaften brandmarkt, überall im Mittelmeerraum, wo mit dem Euro gerechnet und bezahlt wird, noch unterschiedlich in der jeweiligen Ausprägung, aber im Trend bereits überdeutlich erkenn- und absehbar...

 

Proxima estación: Austeridad, correspondència con: líneas de Grecia y Portugal*

 

Nicht wenige dieser Länder hatten übrigens bislang nicht einmal vier Jahrzehnte Zeit und Gelegenheit, die Vorzüge von Demokratie und Marktwirtschaft zu entdecken, zu schätzen und für sich in irgendeiner Form nutzbar zu machen...

 

Es fällt nicht gerade leicht, sich auf das landschaftlich überaus reizvoll gelegene nächste Tagesziel einzustellen. Immerhin verspricht das – zum Glück nicht überlaufene – Valldemossa mit seinen urigen, geschichtsschwangeren Gemäuern, seinem von vielen Bewohnern liebevoll arrangierten Blumenschmuck und seinen phantastischen Ausblicken, sogar bis nach Palma, entspannende Ablenkung. Der Besuch des ehemaligen Königspalasts bzw. des ehemaliges Kartäuserklosters lohnt sich, trotz des relativ hohen Eintrittsentgelts: neun Euro. Musik ist zu hören, und zwar nicht vom Band – und selbstverständlich von Frédéric Chopin: Zweites Klavierkonzert. Daher auch die vielen polnischen Hinweisschilder...

 

Die zahlreichen Touristen halten die kleinstädtische Wirtschaft in Schwung: neben ganzjährig geöffneten (Straßen-) Cafés und den üblichen Andenkenläden bieten auch eine Reihe gehobener Fachgeschäfte ihre durchaus geschmackvollen Waren feil. An einer Traditionsbäckerei in Ecklage mit bereits weihnachtlich geschmückter Schaufensterauslage dringen verlockende Düfte ins Freie, die auf mich eine magische Anziehungskraft ausüben. Eine mallorquinische Ensaimada, ein mit Puderzucker bestreutes Schmalzgebäck muss jetzt endlich einmal probiert werden, wenigstens am Nachmittag! Bei der Gelegenheit können auch gleich ein paar (vor-) weihnachtliche Mitbringsel erstanden werden, ein paar Tafeln „turrón“ etwa, eine Art arabischer Honig mit Mandeln. Die vor fast 700 Jahren aus Spanien vertriebene arabische Kultur lebt in vielerlei Hinsicht fort: in Ortsnamen, bei der (Aus-) Sprache oder der Küche...

 

Über das bezaubernde Bergdorf Deià, das mal ganz forsch für das gesamte Ortsgebiet ein ganzjähriges Halteverbot für Reisebusse angeordnet hat sowie das ja bereits bekannte Sóller erreiche ich über eine atemberaubend schöne Küsten- und Gebirgsstrecke, über Serpentinen-Passstraßen und durch Tunnels am Nachmittag eine interessante Straßengabelung: ein Schild weist nach links nach Sa Calobra. Eine der wenigen Stichstraßen zur Nordküste. Die schmale, haarnadelkurvengespickte Gebirgsstraße ist ein Wunderwerk der Ingenieurskunst, Baubeginn 1932. Bei gerade mal vier Kilometern Luftline werden rd. 800 Höhenmeter überwunden, zunächst 150 m rauf, danach 650 m bergab. Der Weg ist das Ziel, obwohl dieses, inklusive der Abzweigung nach Torre de Tuent, alles andere als reizlos zu klassifizieren ist. Besonders kurios: die Straße kreuzt sich nach etwa drei Kilometern noch einmal selbst - man nennt diese Stelle „Nus de Sa Corbata“, Krawattenknoten. Dem italienischen Straßenarchitekten soll die Lösung dieses topographischen Problems intuitiv beim morgentlichen Krawattenbinden eingefallen sein...- Heureka!

 

Nicht verschwiegen werden darf allerdings auch, dass zum Bau dieser Straße General Francisco Franco während des Spanischen Bürgerkriegs Gefangene der gegnerischen Republikaner als Zwangsarbeiter einsetzen ließ – für zwei Tage menschenunwürdiger Plackerei gab es einen Tag Hafterlass...9)

 

Vorbei am Gebirgskloster von Lluc und der schon von den Römern besiedelten Kleinstadt Pollença halte ich mit Blick auf die fortgeschrittene Tageszeit zunächst auf die Formentor-Halbinsel mit ihren wilden, zerklüfteten Felslandschaft und den gigantischen Ausblickspunkten zu, die jedem Mallorca-Urlauber nur als absolutes „must-see“ empfohlen werden kann! Der Leuchtturm am zugigen Cap, der Nordostpitze der Insel, wird gerade im Moment meiner Ankunft angeknipst. Nur ganz wenige Leute genießen nach dem Sonnenuntergang die „Blaue Stunde“ an dieser Landspitze – grandiose Aussicht bis zur Nachbarinsel Menorca inklusive...

 

Spät wie an keinem anderen Ausflugstag erreiche ich Palma – mitten in der abendlichen rush-hour... Der Autobahnring ist brechend voll, viele Ausfahrten verstopft. Ich gebe meinen urspünglichen Plan, zwecks Abendgestaltung durchs Stadtgebiet zu fahren, auf. Fahre bis zur hotelnächsten Abfahrt „Son Espanyolet“. Stadteinwärts dann auf der rechten Seite ein zehn- bis zwölfgeschossiges Hochhaus mit einigen Nebengebäuden, komplett dunkel. Das abgesperrte Gelände misst etwa 400 mal 200 Meter. Lediglich ein altes Empfangsschild und ein rotes Kreuz geben Hinweis auf die ehemalige Nutzung: “Hospital Universitari Son Dureta“, das Universitätskrankenhaus. Von den massiven Einsparungen im spanischen Gesundheitswesen hatte ich ja schon einmal gehört. Aber dass nun sogar akademische Lehrkrankenhäuser in dieser Dimension dicht gemacht werden, macht einen perplex. Aber vielleicht ist man in Spanien jetzt einfach weniger krank... Aktuelle Pressemeldungen lassen daran jedoch durchaus berechtigten Zweifel aufkommen...

 

 

http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/52617

 

http://www.zeit.de/news/2012-11/27/spanien-zehntausende-protestieren-in-madrid-gegen-kuerzungen-bei-gesundheit-27222604

 

http://www.europeonline-magazine.eu/drastische-einsparungen-in-eurolaendern-belasten-buerger_249233.html

 

 

Das Auto für heute „loswerden“ zu können, kann schließlich auch befreiend sein. Der Aktionsradius zu Fuß ist ja auch nicht zu verachten und im nördlichen Nachbarquartier Son Armadans habe ich mich ja auch noch nicht richtig umgesehen. Ein etwas gehobeneres Restaurant mit belgischem Koch ist bis auf den letzten Platz reserviert. Also in die trendige Tapas-Bar ein paar Schritte weiter. Überwiegend jüngeres Publikum, der Laden in etwa halbvoll, die Bedienung fix und die kleinen Speisehäppchen vorzüglich! Eine etwas abgefahrene Kneipe habe ich auf halbem Weg entdeckt. Statt Digestif also lieber noch ein Bierchen dort... Volltreffer! Der geselligste und lustigste Abend des gesamten Urlaubs! Was man mit gerade mal zehn bis zwölf Gästen aus mindestens fünf Ländern und einem rockmusikaffinen und fast schon zu „großzügigen“ Wirt alles erleben kann...der „Zwischenstop“ endete um halb drei...

 

Freitagmorgen, letzter vollständiger Reisetag. Oder sagen wir besser: Freitag-Vormittag. Zum Glück gibt’s bis 11 Uhr Frühstück. Die Chefin wirbelt bereits mit den Putzutensilien durchs Haus, während ihre Mutter sich um die (verbliebenen) sechs Gäste kümmert. Sie steht wieder am Bügeltisch. Als sie mich erblickt, geht sie schnell zum Toaster. Sie stellt die röschen Scheiben auf den bis auf drei Gedecke leeren Frühstückstisch und beginnt dann ganz spontan ihr Herz auszuschütten, zum Glück langsam. Es sei nun sehr sehr ruhig geworden („mucho mucho tranquillo“). Zwar sei die Hauptsaison nun vorbei, aber man habe in früheren Zeiten das gesamte Jahr hindurch mindestens ein Drittel des Hauses voll gehabt. Nun aber sei die Krise so schlimm geworden, dass sich die Familie zum ersten Mal in knapp drei Jahrzehnten dazu durchgerungen habe, das Hotel ab Dezember für drei Monate zu schließen. Sie betont, dass es bestimmt nicht am Wetter liege („no es el tiempo“), sondern daran, dass viele Menschen, v.a. vom Festland, nun einfach überhaupt kein Geld mehr zum Reisen hätten („tienen no dinero más, no dinero“), nicht mal mehr für ein paar Tage. Es täte ihr insbesondere Leid um die vielen jungen Leute, die nun ohne Arbeit und ohne Perspektive seien („...los muchos jovenes – sin tabajo, sin perspectiva...“). „Es una vergüenza por esto país“ – „vergüenza“ muss ich später im Wörterbuch nachschlagen – „Es ist eine Schande für dieses Land“. Es fällt ihr sichtlich schwer, die Fassung zu bewahren. Betreten blicke ich zu Boden. Sie resümmiert, dass sie eine derartige tiefe und lange Krise noch nie in ihrem Leben erlebt habe und auch niemals habe vorstellen können, dass es jemals so schlimm werden könnte. Den Spanischen Bürgerkrieg könnte sie noch miterlebt haben, zumindest als Kind...

 

In gebrochenem Spanisch frage ich sie, was denn mit den ganzen Geschäften, Restaurants und Kneipen im Umfeld passiert sei. Sie erzählt, dass vor etwa drei Jahren zuerst ein paar Geschäfte dicht gemacht hätten, dann zunehmend die Restaurants, nun die Kneipen und Clubs und dann sogar einige Kioske. Das Einkaufszentrum ein paar Meter die Hauptstraße rauf stünde seit dem letzten Jahr leer. Wohnungen seien auch geräumt worden - kein Platz in der Herberge...

 

Nach dem Frühstück verabschiede mich mit Händedruck von ihr und wünsche ihr alles Gute, insbesondere noch ein paar Gästeankünfte am Wochenende.

 

Die ältere Generation in Spanien ist im übrigen durchaus engagiert, wenn es um die Zukunft ihrer Kinder und Enkel geht – beherzt und durchaus zahlreich geht man auf die Straße, auch um gegen die umfassenden und als höchst ungerecht geltenden Sparpakete zu demonstrieren, wie der ARD-Weltspiegel vor kurzem dokumentierte:

 

http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/329478_weltspiegel/12654006_spanien-aufstand-der-grosseltern=

 

Ich breche zur letzten Tour über die Insel auf, wieder beginnend mit den Bergen.

Via Autobahnring schnell raus aus der Stadt auf die Passhöhe in Richtung Sóller zu. Kurz vor der Mautstelle am Straßentunnel rechts ein Zugang zu einem kulturhistorischen highlight aus maurischer Zeit: den Gärten von Alfàbia. Ein Herrenhaus, seit dem 17. Jahrhundert in Privatbesitz, mit sonnigen, blütenprächtigen Veranden, einem traumhaften Blick in eine üppig-grüne, schattige und gepflegte Gartenanlage, die einer Wüstenoase ähnlich sieht. Der Großwezir Ben-Abet, der sich im 12. Jahrhundert an diesen Ort – einer zudem  strategisch wichtigen Stelle – niederließ, machte, ganz anders als andere arabische Herrscher, schnell gemeinsame Sache mit den aragonesischen Königen.10) Der Landsitz samt seiner wertvollen Kulturschätze entging einer vielfachen Brandschatzung, Plünderung und den schwerwiegenden Folgen der Spanischen  Inquisition. So ist es auch zu erklären, dass man in dem kleinen Schloss, in dem Königin Isabella II. 1859 auf dem damals noch beschwerlichen Weg von Palma nach Sóller eine Zwischenübernachtung einlegen musste, sogar almohadische Kassettendecken und Friese aus dem Jahr 1170 bestaunen kann, auf denen in arabischer Kufischrift Koransuren zu lesen sind. Frühe Zeugnisse einer offenkundig geglückten Völkerverständigung im Kleinen...

 

Über ein bei Radsportlern besonders beliebtes Bergsträßchen fahre ich nach Osten über Alaró und vorbei am – nun wohl eher schwach ausgelasteten – einzigen Zementwerk der Insel in Lloseta nach Inca, der einzig richtigen Industriestadt Mallorcas, wenn man mal von ein paar Möbelfabriken in und um Manacor absieht. Es geht bereits auf die Siesta zu. Viele Beschäftigte verlassen die omnipräsenten Schuhfabriken und -geschäfte. Man sieht Publikum wie auch dem Stadtbild an, dass es sich um eine richtige Arbeiterstadt handeln muss. Die Innenstadt ist mit viel hässlichem Beton verbaut und kann kaum mit kulturhistorischen highlights aufwarten. Die Cafés und Tapas-Bars in der recht kurzen Fußgängerzone bleiben trotz der Mittagszeit weitgehend leer. Ich beschließe weiterzufahren. Ein sonniger Aussichtspunkt wäre jetzt schön. Die Einsiedelei mit Wallfahrtskirche auf dem nahen Puig d’ Inca verspricht Ruhe und  einen grandiosen Rundumblick. Trotz mehrfacher Versuche lässt sich die kleine Zufahrtsstraße aber einfach nicht finden – die Beschilderung lässt außerdem zu wünschen übrig. Erstmals vermisse ich jetzt ein Navi – als Wirtschaftsgeograph glaubte ich, stets und überall darauf verzichten zu können...

 

Egal, dann eben weiter nach Sineu mit seinem Jugendstilbahnhof, einer monumentalen Pfarrkirche und einem riesigen Marktplatz, auf dem jeden Mittwochvormittag der mit Abstand größte Viehmarkt der Insel abgehalten wird.

 

Auf dem Weg dorthin kreisen meine Gedanken um die Worte der alten Dame am Frühstückstisch, die unglaublich langen Warteschlangen gestern vor dem Arbeitsamt, die jungen Leute, die werktags in Bushaltestellen oder vor Supermärkten herumhängen. Womit könnte man jungen Leute in Spanien eine berufliche Perspektive eröffnen, zumindest mittelfristig ? In welche Richtung müssen sich Ausbildungs- und Arbeitswelt entwickeln, damit vor allem die junge Generation in Spanien nicht mehr von der Hand in den Mund leben muss und statt dessen auf eine zukunftsorientierte, nachhaltige und idealerweise sich selbst tragende Wirtschaftsstruktur, ein neues Geschäftsmodell bauen kann, das auch ein halbwegs menschenwürdiges Auskommen gewährleistet, so dass man sein Heil und seine Zukunft nicht mehr in der Emigration suchen muss?

 

Ich denke kurz an meinen letzten Nahost-Urlaub zurück, an die vielen High-Tech-Parks, die sich im Großraum Tel Aviv befanden, die sich wie an einer Perlenschnur an der Autobahn zwischen Tel Aviv und Haifa aufreihten oder etwa rund um die Hochschulstandorte in Rehovot und Jerusalem zu regelrechten Technologieagglomerationen zusammenballten, wo u.a. Komponenten und Produkte entwickelt werden, die sogar in arabischen Ländern jeden Tag verwendet werden. Über 3.500 Unternehmen aller Zukunftsbranchen im (gtt. international  anerkannten) Kernland mit nicht einmal acht Millionen Einwohnern, die meisten ganz selbstverständlich voll internationalisiert - wie auch viele ihrer durchaus weltgewandten und bestens vernetzten Beschäftigten. Kaum natürliche Rohstoffe im Lande vorhanden bzw. erschlossen, außer dem „Rohstoff Geist“...

Sehr vieles ist in dieser Region in den vergangenen Jahrzehnten in die vollkommen falsche Richtung gelaufen und tut dieses noch immer – die Frage, womit eine Gesellschaft auch in Jahren noch ihr Auskommen bestreiten möchte, ist in Israel jedoch ganz offensichtlich und in vielerlei Hinsicht richtig beantwortet und beharrlich umgesetzt worden. Ein Beispiel für andere Mittelmeerstaaten?

 

 

Traktion könnte selbst ein rascher Kurswechsel freilich frühestens in fünf bis sieben Jahren entfalten – zu Wettbewerbsbedingungen, die einer Volkswirtschaft wie der spanischen „Luft zum Atmen“ ermöglichen muss, d.h. ohne inneren Abwertungszwang, ohne prozyklische Sparpakete, die sich wie Mehltau über eine stark nachfrageorientierte Volkswirtschaft legen und die vor allem den Ast absägen auf dem man sitzt: indem sie nämlich das Land seiner Zukunftsfähigkeit berauben, weil u.a. massiv und anhaltend an (Aus- und Weiter-) Bildung gespart wird ! Wäre eine fundierte wirtschaftliche Erholung l. E. nur ohne Euro möglich?

 

Fakt ist, dass wie Mallorca im Kleinen wie auch Spanien als ganzes dringend eine fundierte Stärkung seiner recht schwachen und zudem zyklisch anfälligen industriellen Basis benötigt, die außerdem – anders als etwa in Italien – auch  noch kaum mittelständisch geprägt ist. Mit einer sichtbar in die Knie gehenden Bauindustrie, mit maroden Banken, industrieller Großflächen-Landwirtschaft, ein paar Automobil- und Maschinenbauzulieferern und einem „übergewichtigen“ Tourismussektor können über 45 Millionen Menschen nunmal nicht nachhaltig ihren Lebensunterhalt bestreiten. Ganz neue Konzepte sind jetzt also gefragt... – eine Art „New Deal“ statt kopflose Austeritätsprogramme...!

 

Hinzu kommt, dass Spaniens Bürokratie zwar nicht zu den korruptesten, dafür aber zu den ineffizientesten und langsamsten Verwaltungsapparaten der Welt gehört, mit teils in sich widersprüchlichen Regularien, die jegliche Entfaltungsmöglichkeit im Keim ersticken können, im großen wie im kleinen Rahmen – auch viele deutsche „residentes“ können davon ein Lied singen. „Die ewige Baustelle“ 11), „Das institutionalisierte Chaos – Wer nach Mallorca umzieht, hat als Erstes mit der Ausländerbehörde zu tun. Ein unvergessliches Erlebnis“ und „Sogar im Sudan geht’s schneller – Weltbankstudie belegt hohe Hürden für Unternehmensgründer in Spanien“ titelte das „Mallorca-Magazin“ auf Seite 18, die ich bei meinem Rückflug in den Händen hielt. Die alljährlich veröffentlichte Weltbankstudie „Doing Business“ bescheinigt dem iberischen Land jedenfalls keine wettbewerbsfähigen Strukturen seiner Bürokratie: Platz 136 von 185 untersuchten Ländern, hinter dem Sudan (122), der ehemaligen Kolonie Nicaragua (131) oder Namibia (133). Es mangele insbesondere an stringenten und in sich schlüssigen Vorschriften, damit Hand in Hand gehend an entsprechender Sachkenntnis der öffentlich Bediensteten und es gebe noch immer eine schier unglaubliche Anzahl unterschiedlichster Verwaltungsvorgänge. Immerhin: seit 2004 habe sich der für eine  Firmengründung erforderliche Zeitraum in Spanien deutlich verkürzt: von 120 auf 28 Tage...

Gerade in dieser Frage stünden Spanien mit seinem Arbeitsmarkt ein paar nachhaltige „Reformerfolge“ durchaus gut zu Gesicht, vorausgesetzt, ernsthafte Reformen würden erst einmal überhaupt in Angriff genommen...

 

Zum Glück ganz ohne jegliche Genehmigungspflicht lege ich in einem Café an dem extra-großen Marktplatz der sympathischen Stadt Sineu eine etwas verspätete Siesta-Pause ein. Drei Stunden in der Sonne zu sitzen, wäre mir jedoch definitiv zu lange, selbst im Winterhalbjahr...Ich schlendere im Anschluss ein wenig durch den hübschen alten Ortskern, vorbei an Pfarrkirche und einem alten Königspalast aus dem 14. Jahrhundert, der heute als Kloster genutzt wird. Mindestens sechs Filialen unterschiedlicher Banken liegen an meinem kurzen Rundweg, neben den üblichen „Großen Zwei“ noch ein paar weitere, v.a. regional aufgestellte, europäisch-solidarisch „gerettete“ Häuser – für gerade mal 3.700 Einwohner, versteht sich ! Das nennt man dann wohl „overbanked“...

 

Vorbei am Nachbarort Petra, dem Geburtsort von Juníperro Serra, des Gründers zahlreicher kalifornischer Missionen, die u.a. die Namen San Diego, Los Angeles und San Francisco tragen, fahre ich nach einem kurzen Zwischenhalt im Zentrum von Manacor weiter an die Ostküste, wo ich mich in einem herrlich feinsandigen Dünengebiet fern der äußerst dichten touristischen Infrastruktur endlich auf den bereits sehnlichst erwarteten zweiten Sprung in die glasklaren Mittelmeerfluten freuen darf...

 

Nach einem Blick auf das beeindruckende Kastell von Capdepera und vom Leuchtturm bei Cala Rajada wird es Zeit für die Rückfahrt nach Palma via Artà. Zum – selbstverständlich auf keinen Fall endgültigen – Abschied von dieser wunderschönen Insel darf das Abendessen heute Abend gerne einen Tick ausgefallener sein. Besonders neugierig bin ich natürlich auf das wiedereröffnete Restaurant gleich bei mir auf der Ecke – und was soll ich sagen: es war ein Erlebnis! Ähnliche derart bis ins letzte Detail stilvoll eingerichteten Lokalitäten mit einem perfekten Service und einer sehr kreativer Küche, bei denen die frisch und liebevoll zubereiteten Speisen derart ausgefallen auf den Teller drapiert wurden, habe ich in diesem Land zuletzt vor ein paar Jahren im Zentrum von Madrid kennengelernt. Obendrein alles andere als teuer!

 

Die überaus engagierten Wirte taten mir allerdings doch etwas Leid: die Tische halbwegs besetzt zu bekommen in dieser von anderen Ausgehmöglichkeiten weitgehend „entleerten“ Nachbarschaft ist wohl nicht eben einfach – nicht einmal an einem Wochenende, wie ich an diesem Freitagabend feststellen konnte...

 

Da die einzig offene Kneipe nebenan noch gähnend leer ist, gehe ich nach dem Essen wieder nordwärts in Richtung Plaça Gomila und werde abermals angenehm überrascht: in einer der vielen verlassenen Häuser hat sich eine absolut schräge Kneipen- und Club-Location eingenistet, ich nehme an auf Zwischennutzungsbasis für ein, zwei Abende in der Woche... - destino final por esta noche...

 

Das Frühstück am Abreisetag ist trotz (oder gerade wegen) des prallen Sonnenscheins von etwas Wehmut geprägt. Einerseits wäre man – ganz klar – gerne noch ein paar Tage länger in dieser wohltuenden mediterranen Umgebung geblieben. Auf der anderen Seite wäre einem in dieser nun weithin sichtbar abgestürzten Ecke von Palma irgendwann die Decke auf den Kopf gefallen...

Ich beschloss, diese sehr wirklich besondere und vielfach unterschätzte Insel definitiv wieder zu besuchen – auch wenn die genauere Ortswahl beim nächsten Mal wahrscheinlich auf eine anderen Stadtteil bzw. eine andere Ecke Mallorcas fallen dürfte, so gerne ich der hotelbetreibenden Familie mit meinem Umsatz auch in Zukunft zu einem Auskommen mitverhelfen würde...

 

Wir verabschieden uns herzlich und etwas betretenen lichte ich dann den Anker und schlendere mit dem Rollkoffer zum Auto. Ein kurzer Ausblick vom oberhalb gelegenen Castell de Bellver auf die sonnenbeschienene mallorquinische Kapitale mit ihrer riesigen Bucht und vorbei an den Festungsmauern und „La Seu“, der herrlichen Kathedrale, steuere ich das Flughafenareal an.

 

Nach einem Blick auf die Uhr beschließe ich spontan – obwohl man eigentlich einen Urlaub immer mit durchweg schönen Eindrücken beenden sollte –, mir mit der auf dem Weg liegenden Platja de Palma doch noch einmal für eine Stunde die bau- und tourismussoziologische Kante zu geben, denn schließlich will man ja zumindest mal mitreden können, wenn’s um das Thema „Ballermann“ geht...

Also unter den beiden Einflugschneisen des (saisonabhängig) verkehrsreichsten Flughafen Spaniens hindurch nach Es Molinar mit seinen schnieken Yachthafen, durch die Ferienagglomerationen Ciutat Jardin und Can Pastilla sowie die Bettenburgsiedlung Les Meravelles zur zwischenzeitlich aufgepeppten Strandpromenade von S’ Arenal, wo mich u.a. „Münchner Kindl“, der „Wurstkönig“, das „Schnitzelhaus“, „Bei Toni“, „Aber Hallo !“ und natürlich das berüchtigte „Oberbayern“ daran erinnern, dass das Zeitalter des Kolonialismus wohl noch lange nicht abgeschlossen sein dürfte...

 

Nach Tankstopp und Mietwagenrückgabe heißt es nun Schlange-Stehen beim Einchecken. Viele katalanisch- und kastilisch-sprachige Fluggäste, bestimmt mehr als die Hälfte. Ob es sich dabei in erster Linie um Verwandtschafts- und Freundesbesuche, „Bildungspendler“ oder um Menschen handelt, die ihre ganze Hoffnung in eine berufliche Zukunft in einer fremd(sprachig)en Region setzen, lässt sich in dieser zwangsläufig oberflächlichen Betrachtung nicht herausfinden...

 

Am Flugsteig nehme ich mir die neueste Ausgabe des „Mallorca-Magazins“ mit an den Sitzplatz und erfahre auf Seite 10, dass Spaniens Weihnachtslotterie „El Gordo“ („Der Dicke“) – eine der größten Glücksspielevents der Welt - in diesem Jahr zum letzten Mal ihre milliardenschweren Gewinne steuerfrei ausschütten werde. Vom kommenden Jahr an werde sowohl der 720 Millionen Euro schwere Hauptgewinn als auch die kleineren Glückstreffer mit einer 20-prozentigen Abgeltungssteuer belegt. Ob diese Regelung wohl auch für andere große spanische Vermögen in- und außerhalb der Landesgrenzen einschlägig wäre...? Millionen Spanier werden unabhängig davon bestimmt auch bei der nächstjährigen Weihnachtslotterie mit dabei sein – zu verlockend, wenn nicht erlösend ist die, wenn auch äußerst geringe, Aussicht auf materielle Unabhängigkeit in diesen Zeiten...

 

Weiterhin ist zu erfahren, dass der betagte Monarch des Landes nun „in die Werkstatt“ gehen müsse. Die Hüftoperation nach der missglückten Elefantenjagd des (erklärten) Tierschützers und WWF-Ehrenvorsitzenden Juan Carlos sei nun überfällig. Man kann ihm nur beste Genesung wünschen. Wie auch seinem Volk einen glaubwürdigeren und volksnäheren König, nach dem sich weite Teile der iberischen Volksseele gerade in diesen Zeiten so dringend sehnen dürfte...

 

Einer Meldung weiter hinten im Blatt (Seite 12) zufolge dürfte das Erreichen des laufenden, von der EU vorgegebenen spanischen Defizitziels von 6,3 Prozent selbst nach Annahmen der spanischen Zentralbank nicht mehr zu erreichen sein, auch wenn spanische Regierungskreise immer wieder betonten, die Krise sei nun nahezu überwunden (diesen Satz habe ich irgendwo schon einmal in einem ähnlichen Zusammenhang gehört...). Nun, wenn wir die sektoral-ökonomischen Voraussetzungen, die aktuell vorhandenen volkswirtschaftlichen Potenziale Spaniens und die zumindest in der Intention zwar angegangenen und umgesetzten, jedoch erfahrungsgemäß wenig zielführenden Maßnahmen gegen diese anhaltend stagflationäre Krise einmal logisch „bis zum Ende denken“, kann es eigentlich nur ein Ergebnis dieser ganzen aufwändigen Aktion geben:

 

Proxima estación: quiebra del país – parada terminal. Todos los pasajeros deben descender **

 

Nachdem in den vergangenen Jahren unendlich viele Halb- und Unwahrheiten über den Zustand bzw. eine angebliche Zukunftsfähigkeit der spanischen Volkswirtschaft verbreitet wurden – auch dank einer beständigen Bestrahlung mit Halb- und Unwahrheiten durch die gängigen großen Medienhäuser, die bereits in puncto realitätsbezogener, adäquater Wortwahl regelmäßig kläglich versag(t)en –, liegt es wohl nun in erster Linie an der spanischen Jugend – bereits mit 57 % arbeitslos zu Recht als „verlorene Generation“ klassifiziert, die nur noch wenig zu verlieren hat –, das herrschende Establishment zur Erarbeitung vollkommen neuer Lösungsansätze herauszufordern bzw. zu zwingen, und zwar sehr bald...

 

http://www.youtube.com/watch?v=OML5dv4-tiI

 

http://www.youtube.com/watch?v=FdJFeAxF8n0

 

Ist es selbst im Sinne eines Systemerhalts wirklich sinnvoll und nachhaltig -gerade mit Blick auf ein ohnehin nahendes natürliches Ende des aktuellen Geldsystemzyklus - die Knechtung des kleinen Bürgers in allen sog. “Reformstaaten“ durch massive Austeritätsmaßnahmen z.G. von Banken und Inhabern verzinster Schuldtitel über Jahre hinweg fortzusetzen, wenn diese letztendlich zu einer Demütigung, ja Entwürdigung breiter Bevölkerungsschichten führen, die fundamentale Zweifel an Demokratie und Marktwirtschaft eher zu befeuern als zu begrenzen geeignet sind? In wessem Auftrag handeln Europas Politiker eigentlich in allererster Linie – folgt man wirklich dem Auftrag der Wähler oder eher den interessengesteuerten und lobbystarken Vorstellungen der Finanzoligarchie? Warum fällt es den Verantwortlichen so schwer, mit ihrem (Wahl-) Volk aufrichtig und umfassend Klartext zu reden und stattdessen zu hoffen, sich mit eher unprofessionellem, kurzsichtigem und obendrein auch noch schlecht kommuniziertem Durchwurschteln über den nächsten Wahltermin zu retten...? -

 

Demut und Dankbarkeit kreuzten in den vergangenen Monaten immer häufiger meine Gedankengänge – und in diesen letzten Tagen allemal: bei allen nicht zu verleugnenden Defiziten und Unzulänglichkeiten auch in Deutschland, wo viele Kinder vernachlässigt, hart Arbeitende schlecht bezahlt werden oder unzählige Mittellose auf Spenden und Zuwendung angewiesen sind, ist man u.a. mit Blick auf dieses breit und erschreckend rasch verarmende Europa froh und dankbar dafür, in halbwegs gesicherten und geregelten Verhältnissen leben zu dürfen...

 

Die vollbesetzte Maschine startet bei prallem Sonnenschein. Nach einer Rechtskurve um die Westküste dieser wunderschönen Insel geht es nordwärts – bald ist nur noch das tiefblaue, sich leicht kräuselnde Mittelmeer zu sehen....

 

Ich werde ganz sicher wiederkommen, wie viele andere ganz bestimmt auch...

 

Hasta luego bzw. fins deprés !

 

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* Nächste Station: Austerität - Umsteigemöglichkeit zu den Linien Griechenland und Portugal

 

** Nächste Station: Staatsbankrott – Endhaltestelle. Alle Passagiere müssen aussteigen.

Quellenanmerkungen:

 

1)    http://mallorcamagazin.com/aktuelles/politik/balearen-beantragen-rettung.html

 

2)    http://mallorcamagazin.com/aktuelles/nachrichten/gericht-ses-covetes-muss-verschwinden.html

 

3)    Susanne Lipps/Oliver Breda: „Reise-Handbuch Mallorca“, DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2011, S. 137 f.

 

4)    Ebd., S. 136

 

5)    Ebd.

 

6)    Susanne Lipps/Oliver Breda: „Reise-Handbuch Mallorca“, DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2011, S. 168

 

7)    Ebd.

 

8)    http://de.wikipedia.org/wiki/Weltwirtschaftskrise

 

9)    Susanne Lipps/Oliver Breda: „Reise-Handbuch Mallorca“, DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2011, S. 198

 

10)  Ebd., S. 212

 

 http://mallorcamagazin.com/aktuelles/wirtschaft/die-ewige-baustelle.html

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